Masowiens unbekannte Baudenkmäler: Haus Warkusa

Sa, 03.07.2021

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Polen, Masowien, Brwinów. Groß, historische Architektur, repräsentativer Charakter, allein auf weiter Flur, umgeben von reichlich Grünflächen: Häuser, die auf den ersten Blick wie ein Gutshaus aussehen und dabei für einen komplett anderen Zweck errichtet wurden, gibt es mehr, als man vermuten mag. Ein solches Gebäude befindet sich in der von Villen geprägten polnischen Kleinstadt Brwinów in der Nähe von Warschau.

Ein Fitnesstudio wie ein Herrenhaus

Leon Warkus - Sportler und Angestellter der Warschau-Wiener Eisenbahn - gründete in den 20er Jahren in Brwinów einen Standort des "Turnverein Falke" (Polskie Towarzystwo Gimnastyczne „Sokół”). Diese patriotisch geprägte Turnerbewegung hat ihre Wurzeln Mitte des 19. Jahrhunderts in Tschechien, fand jedoch auch in anderen osteuropäischen Ländern Verbreitung. In Polen trug Sokół maßgeblich zur Popularität des Sports bei. Der Verein erreichte seinen aktiven Höhepunkt in der Zwischenkriegszeit, bevor die Mitglieder der Bewegung im zweiten Weltkrieg durch die Wehrmacht verfolgt wurden.

In den Anfängen trafen sich die Sportler zur Verrichtung ihrer Aktivitäten noch im Freien. Warkus hatte dafür einen Teil seines Grundstücks in Brwinów zur Verfügung gestellt. Gegen Ende der 20er Jahre ließ er schließlich mit Hilfe von mehreren Krediten dieses Vereins-Gebäude errichten, das später den Namen Dom Zatrudy erhielt. Noch heute hat das Grundstück die Adresse Zatrudy 1.

Obwohl das Haus zu den markantesten Gebäuden der Stadt gehört, wird es heute kaum wahrgenommen. Viele Pendler aus Milanówek oder Podkowa Leśna, die in Warschau arbeiten, fahren jeden Tag daran vorbei, ohne etwas über die Historie des Gebäudes zu kennen: Es steht schon lange leer und stand lange zum Verkauf. Es gibt jetzt aber offenbar einen neuen Besitzer war die Aussage eines Anwohners in Podkowa Leśna. Vielleicht gelingt es dem neuen Eigentümer, ein Stück vergessene Heimatgeschichte der Stadt wieder sichtbar bzw. erlebbar zu machen.

Trivia zum Haus Warkusa

Ganz so abwegig ist diese als Gutshaus getarnte historische Sporthalle nicht: Ende des 19. Jahrhunderts befand sich an dieser Stelle ein Gutshof. Eigentümer war Stanisław Wilhelm Lilpop, der das Grundstück Anfang der 20er Jahre an Leon Warkus verkaufte.

Überregionale Aufmerksamkeit erhielt die Kulisse im Jahr 2020, als sie zum Drehort für ein Musikvideo eines polnischen Rappers wurde und in den sozialen Medien ein Hype um den im Video anonym gehaltenen Standort aufkam.